Wie im letzten Post bereits am Rande bemerkt, habe ich meine vorweihnachtlichen Aufträge nicht alle abarbeiten können. Diese Tasche ist z.B. so ein Fall. Nun habe ich mal so bei mir gedacht, ja manchmal pflege ich auch zu denken, ich könnte Euch und die Auftraggeberin doch einfach mal an dem Werden teilhaben lassen, zwar nicht wirklich live mit Webcam, aber fast. Diese Bilder sind gestern abend entstanden.
Nun zur Geschichte, die Kundin (Liebe Grüsse) fand die Tasche Novemberlichter (hier zu sehen) so gut, besonders den Ornamentstoff, aber ohne Schleife. Leider ist ihr Novemberlichter zu klein, Stichwort: Kinder! Bzw. war zu klein, denn das Original Novemberlichter- Täschchen ist in den hohen Norden gegangen.
Kein Problem, dann bekommt sie die Tasche eben grösser. Aber so einfach ist das nicht, mal eben 'ne Tasche aufzupusten, dabei kann, auch wenn proportional vergrössert wird, die gestalterische Harmonie von Höhe zu Breite zu Tiefe verloren gehen. Und genau das ist hier der Fall. Wenn ich die Tasche einfach nur größer mache, wird sie von der Höhe zur Breite zu flach und sieht aus wie eine Flunder vom Hamburger Fischmarkt. Platt und irgendwie platt, also ganz platt. Flachplatt hochkant, oder hochkant plattflach oder geplättetflachgekantetkanthochhoch? Will sagen, sie wäre, wie ich auch, ein Hauch von zu breit um die Hüften. Sie muß daher höher werden als die Ursprungstasche. Was bei der Tasche einwandfrei funktioniert, bei mir leider nicht.
Ebenso verhält es sich mit den umlaufenden Riemen. Einfach nur vergrössern klappt nicht. Auch die Ringe, ich hatte es mir schon gedacht und eine gehörige Auswahl an Ringen kommen lassen, von bis. Auf dem Foto oben seht Ihr die kleinen Ringe, wie sie ursprünglich verwendet wurden, drüber seht Ihr die Ringe wie sie jetzt verwendet werden.
Auf dem Foto habe ich mal den Schnitt (weiß) der Original Novemberlichter Tasche auf den neuen Schnitt gelegt. Vorgabe für die neue Tasche war min. 33 cm Breite, schaut mal was da passiert. Also, wenn da nicht der halbe Hausstand , nebst Kinder, reinpaßt ;) .
Ich benötige diesen Schnitt zum einen um die Proportionen stimmig hinzubekommen, zum anderen für die Wolle und für die Form, über die ich später die vorgefilzte Tasche anfilzen werden, als auch für das gewünschte Futter (eigentlich bei hohlkörpergefilzten Taschen nicht
notwendig) .
Der nächste Punkt auf der Tagesordnung: Formenbau! Ich brauche eine neue Form für die Tasche. Da muß dann schon mal schweres Gerät ran, wie die Stichsäge. Silikonspritze zum aufeinaderkleben der einzelnen Platten und Fuchsschwanz für's Feintuning. Was eine Sauerei diese Platten zu schneiden. Überall fliegen die statisch aufgeladenen Brösel rum.
Nach dem ich gestern zwei Platten aufeinander geklebt hatte und diese heute in die Form bringen wollte, ist mir aufgefallen, dass ich eine Platte zu wenig aufgeklebt habe... - o.k. also nochmal die Sauerei von vorn. Jetzt liegt der Block unter schweren Büchern begraben und ich warte, dass das Silikon abbindet. Derweil habe ich den Futterstoff zugeschnitten.
Ihr seht, mal eben ein paar Flöckchen Wolle nass gemacht und ein wenig rumgefilzt, ist bei mir nicht. Ich neige da gerne zu latentem, perfektionistischen Grössenwahn. Dieser immense Aufwand schützt mich aber auch davor, dass meine Sachen nicht "mal eben" kopiert werden. Kopisten machen sich nicht solche Arbeit, Kopisten sind bequem und oftmals unkreativ, sonst wären sie keine Kopisten. ;)
Das war jetzt mein einziges offizielles Statement zu dem immer wieder gern genommenen Thema KOPIEREN!
Jetzt geh ich aber erst mal einkaufen. Weihnachten hat ein riesiges Loch in den Kühlschrank geschlagen und ich brauche noch Samtband für die Tasche.
- -
- - -
