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Design oder Nicht sein?

5. September 2010

 Also, ich fühle mich aus gegebenem Anlass  bemüßigt mal ein wenig Aufklärungsarbeit bezüglich des Berufes des Designers zu machen.  Nein, ihr werdet hier kein Loblied ob der wahnsinns Kreativität der Designer hören. Ich habe in meinem Berufsleben schon von bis gesehen. Von der kreativen Diplom-Flachpfeife bis zum absoluten Kreativcrack, der keine Designausbildung hatte. 

Nein, was ich hier möchte ist einfach mal aufzuklären was der Unterschied zwischen einem Designer und einem Diplom Designer ist. ES IST NICHT DIE KREATIVITÄT! Fakt ist, die Berufsbezeichnung "Designer" ist NICHT  geschützt. Jeder kann sich Designer nennen. Wirklich jeder. Seit Anfang der 80er wird dies auch gerne gemacht und seit Anfang der 80er ist vieles nicht mehr normal gestaltet sondern "designt". Jawoll, auch Nahrung wird designt z.B. Tütensuppen. Der Begriff "Design" ist inflationär.

Einzig geschützt ist die Bezeichnung "Staatlich geprüfter Diplom Designer". Dahinter verbirgt sich eine langjährige, teilweise auch sehr kostenintensive Ausbildung. Meine hat zum Beispiel 8 Jahre gedauert. In meinem Fall die Ausbildung zur Schaufenstergestalterin, anschließend das Fachabitur für Gestaltung und dann das Fachhochschulstudium für Produktgestaltung. So hieß es damals - 22 Jahre her. Heute ist es etwas anders mit dem Bachelor und dem Master.

Nun, Ottonormalverbraucer erkennt erst mal nicht den Unterschied zwischen einem Designer und einem Diplom Designer, für ihn sind das alles irgendwie kreative, abgedrehte  "Spinner" die gut malen (!) können (Achtung das war ein Gag). Der diplomierte Designer legt aber sehr viel Wert auf den kleinen Unterschied und ärgert sich natürlich darüber, dass seine langjährige, teure Ausbildung eigentlich für'n Arsch ist. Verständlich, oder? Wer geht schon gerne den umständlichen, teuren, langwierigen Weg, wenn er es auch einfach haben kann? Nur Bekloppte ;). 

Es ist daher nicht unbedingt Arroganz in Bezug auf "Ich bin ja viel kreativer als der Rest der Welt" wenn ein ausgebildeter Designer darauf besteht, dass er Diplom Designer ist.  Sondern der Wunsch seinen Mitmenschen deutlich zu machen:" Hey ich habe eine langjährige Ausbildung, ich habe eine staatlich anerkannte Qualifikation." Natürlich gibt es auch in diesem Berufsfeld sonne Menschen und sonne Menschen.

Es ist auch nicht Arroganz wenn ein Designer, der als Studienschwerpunkt z.B. Produktgestaltung hatte, darauf besteht auch ein Produktdesigner zu sein.  Das ist ein völlig anderes Berufsbild als ein Textildesigner oder Kommunikationsdesigner oder eine andere Design-Fachrichtung. Es wäre so, als würde man einem Möbeltischler sagen er ist ein Bautischler bzw. anders herum. Beide haben zwar eine grundlegend gleiche Ausübungsbasis, die Tischlerei, aber der Ausbildungsschwerpunkt und die fachliche Kompetenz liegen bei beiden in anderen holzhandwerklichen Gebieten. 

Wenn man mich z.B. als Textildesignerin bezeichnet (was mich natürlich sehr ehrt), so ist dies faktisch falsch. Ich habe keine Ahnung vom Textildesign. Ich habe eine Ausbildung für Design ja, aber im Bereich der Produktgestaltung/Produktdesign. Gaaannnnzz feine Unterschiede. 

Bevor es das Berufsbild des Designers (mit Beginn der Industrialisierung) gab, oblag es dem Handwerker die Dinge zu gestalten. Es war selbstverständlicher Teil der Ausbildung. Leider ist im Zuge der Industrialisierung ein Teil dieses wichtigen Kulturgutes und ein grundlegendes Verständnis u.a. für  gestalterische, generelle Gesetzmäßigkeiten verloren gegangen , nicht zu vergessen die Wertschätzung für "Hand"arbeit.  

Wer sich für die Entstehung des industrialisierten Designs interessiert, dem empfehle ich sich mal mit der Geschichte des Bauhauses auseinanderzusetzen, nicht nur oberflächlich. Leider wird auch das Bauhaus oft im falschen Zusammenhang gebracht und gesehen. Auch das Bauhaus wurde aus einer Modeattitüde heraus in den 80ern "verdesignt".  Da wurde und wird vieles in den Topf "Bauhaus" geworfen was gar nicht hineingehört. Hauptsache hat irgendwie mit Design, schwarzem Leder und Chrom zu tun.  Mich schüttelts' als Bauhausfan. 

Resümee: Ich bin zwar ein Diplom Designer (auf die korrekte Berufsbezeichnung lege ich Wert, nicht auf den angeblichen "Stand") mit Ausbildungsschwerpunkt Produktgestaltung, aber das ist ein Beruf wie jeder andere letztendlich auch. Bleiben wir mal am Boden, wir Designer mit und ohne Diplom ;), früher waren es die Handwerker die das aus dem efef konnten. Ich lege viel mehr Wert darauf auch handwerklich sehr versiert zu sein. Denn erst das Wissen um das Material und dessen Verarbeitungsmöglichkeiten, erlaubt mir die Dinge gut zu gestalten. 

Hach, hab ich wieder viel geschrieben - bin ich chjetzt 'nän Schriftställa? :D