Ihr Lieben, ich bin begeisterte Filzerin, das nun mehr seit 10 Jahren aktiv. Angefangen habe ich mit einem VHS-Blockkurs 1998 in der Hoffnung filzen zu lernen. Ich habe den Kurs nach 4 Stunden abgebrochen, da mich dieser mehr an eine Wolleverkaufsveranstaltung denn an einen Kurs erinnerte. Bockig wie ich dann schon mal sein kann, das liegt vielleicht an meinem Sternzeichen, obwohl ich an derartiges nicht glaube, habe ich mich hingesetzt und die teuer erworbene Wolle zu Hause zwei geschlagene Jahre meditativ angestarrt und mich nicht getraut.
Ich bin vom Spinnen zum Filzen gekommen, bzw. wollte es unbedingt lernen. O.K. da ich ein experimentierfreudiger Mensch bin und der Meinung bin, dass man durch Fehler auch lernen kann, habe ich mich daran begeben mir das Filzen autodidaktisch beizubringen. Ständiger Begleiter dabei war für mich das Buch von Gunilla Pateau Sjöberg "Filzen", das ich 1998 geschenkt bekommen habe und der initiale Auslöser für meine Filzbegeisterung ist. Zu dem damaligen Zeitpunkt war der Filzbuchmarkt als eher übersichtlich zu bezeichnen. Dieses Buch hält weniger konkrete Anleitungen vor, sondern ist mehr als Nachschlagewerk zu bezeichnen. Heutzutage gibt es sicherlich viele weitere Bücher, die einem beim Filzen lernen hervoragend unterstützen.
Ich habe letztendlich irgendwann losgelegt. MACHEN ist beim Filzen eines der Schlüsselwörter, einfach MACHEN! Denn nur wenn man anfängt, lernt man und entwickelt sich. Klar, das ich viele Dinge produziert habe, die ich schnellstmöglich, vor der Gesellschaft geheimhaltend, im Dunkeln in die Tonne gekloppt habe. Zu eigen war und ist mir nach wie vor, dass ich besessen davon bin meinen eigenen Stil zu entwickeln. Für mich kommt es nicht in Frage mir die besonderen Techniken und Gestaltungen anderer anzueignen. Ich interessiere mich zwar sehr dafür, wie andere ihre Sachen herstellen, registriere dies, aber setze es nicht 1:1 für mich um. Sondern überlege, wenn jemand schon so großzügig war sein Wissen mit mir zu teilen, Wissen das er/sie in stundenlanger Mühe selbst erarbeitet hat, wie ich dieses Wissen für meine Technik umarbeiten kann, so das daraus etwas neues, typisch waschkuechiges entsteht. Gut, nicht jeder hat diesen Ehrgeiz, viele möchten auch einfach nur zu einem schnellen Ergebnis kommen. Das kommt für mich aber generell nicht in Frage.
Da ich aus diversen, hier jetzt nicht näher benannten privaten und beruflichen, Gründen in den letzten Jahren keinen kontinuierlichen Fluß im meinem Filzschaffen hatte, bin ich immer wieder auch auf verschiedenen Filz-Fähigkeitsstufen stehen geblieben. Natürlich gehörten zu meinem anfänglichen Repertoire die unumgänglichen Eierwärmer, umfilzte Styroporkugeln, blütenähnlich gestaltete Lichterketten, und ja, genau, die Calla. Die, die sich in jedem halbwegs gut sortierten Filzbuch findet. Warum ausgerechnet immer wieder die Calla vorgestellt wird, entzieht sich bis heute meiner Kenntnis. Auch ich habe schon die Mohnblütengirlande hinter mich gebracht und habe mir einen Wolf mit großen Filzkugeln, Grundlage für zukünftige Schlüsselanhänger, gerollt. Die LittleQueens, mein Schlüssel zum gewerblichen Eintritt.
Ich verkaufte gut, bis irgendwann der Knick kam und mich fragte, wie kommt das? Blöde Frage eigentlich, es gab mittlerweile so viele Filzerinnen, die Eiwärmer, Mohnblütengirlanden, Lichterketten, Schmuck und die klassischen, immer gleich aussehenden Anfängersachen verkauften, dass ich mich nicht mehr abhob (Stichwort "Fliegenpilz" ;)). Frust war angesagt und eine Schaffenspause,-krise. Irgendwann habe ich begriffen, dass mich nur ein eigener Stil und nicht nachgeäffte Produkte davor retteten nicht auf meinen Sachen sitzen zu bleiben. Ich besann mich auf meine Berufsausbildung und auf meine Kreativität.
Das bedeutete in Zukunft, keine Eierwärmer mehr, keine Lichterketten und und und. Eben genau die Sachen, die man in fast jedem Filzbuch findet. Einen eigenen Stil erlangt man aber nicht dadurch, dass man bei anderen schaut, wie sie es machen, sondern das man sich hinsetzt und selber probiert. Inklusive vieler Fehlversuche, inklusive Frust, inklusive Freude und Stolz wenn etwas geklappt hat. Da dies ein sehr langsamer Prozess bei mir ist, weil ich teilweise monatelang nicht zum Filzen kam, habe ich bis heute einige Produkte oder Techniken noch gar nicht ausprobiert, weil ich mich dafür noch nicht "reif" genug fand / finde.
Blüten z.B. Blüten hab ich, bis auf die obligatorischen Mohnblüten und Filzbecherkegelblüte (eigene Spezie) und wie angesprochen die Calla, erst seit diesem Jahr auf der TO DO Liste stehen. Rosen waren immer ein Traum von mir. Ich habs nicht hinbekommen. Ich hab mir die Finger gebrochen und es irgendwann frustriert gelassen. Bis eine andere Filzerin mir vor zwei Jahren die Dior-Rose zeigte. Die typische Wickelrose und siehe da, es funktionierte auch bei mir Pattjakel. Allerdings kam auch hier wieder sehr schnell der Wunsch, diese Technik nur als Einstieg zu nutzen und darauf aufbauend eine eigene Rose zu entwickeln. Das Ergebnis kennt ihr. Von dem Ergebnis beflügelt, habe ich mich hingesetzt und mich an andere Blüten herangetraut, einfache zwar, aber das Grundprinzip das sich dabei für mich herauskristallisierte kann auf jede x-beliebige Blüte angewendet werden. Nun steh ich derzeit auf der Filzstufe "Einfachblütenfilzerin mit Rosendiplom, die auch Taschen filzen kann, aber von Nunofilzen und Hütefilzen so gar keine Ahnung hat".
Ich stehe zu meiner Filzbildungslücke und bin bestrebt weiter zu lernen, meine Techniken zu verfeinern und neue auszuprobieren. Der Weg ist langsam, weil ich autodidaktisch vorgehe, aber er garantiert mir zu 100% meinen typischen Stil und bewahrt mich vor dem "Eierwärmer/Mohnblütengirlanden und Lichterkette for all-Phänomen". Ich will und kann das Rad im Filzen nicht neu erfinden, das ist gar nicht möglich eine Tasche ist eine Tasche und bleibt eine Tasche, ebenso der Eierwärmer. Es gibt viele, viele Filzerinnen die ihren eigenen Stil haben obwohl viele Taschen, Hüte, Schals, Blüten und Eierwärmer filzen. Es ist ihr unvergleichlicher Stil den sie sich über Jahre erabeitet haben und der sie voneinander unterscheidet, auch wenn alle das gleiche Produkt filzen.
Ich gehe meinen eigenen Weg und dies möchte ich in meinen Produkten auch zum Ausdruck bringen.
Ich freue mich sehr, wenn meine Beiträge Euch zum Filzen inspirieren und einige von Euch dadurch vielleicht auch ans Filzen kommen und ihren eigenen Stil entwickeln. Ich möchte Euch zukünftigen Filzerinnen dazu etwas auf den Weg geben, Ihr lernt und entwickelt Euch durch Kurse (nicht jeder möchte oder traut sich den eher langsamen Weg zu gehen, den ich gehe, da sind Kurse völlig o.k.) ABER besonders auch durch selber ausprobieren, durch Fehlversuche, durch Beobachten und Analysieren und durch das daraus wachsende Selbstvertrauen, aber Ihr lernt nicht durch kopieren eines fremden Stils!!!!!
Natürlich ist es klar, das man am Anfang kopiert, dies nenne ich das lernende Kopieren, weil man Technik und Gestaltungsmöglichkeiten des Materials noch nicht kennt und noch nicht ausloten kann, was möglich ist. Das lernt man durch diese Form des Nacharbeitens (eigentlich kein kopieren) man bewegt sich als Unsicherer auf sicheren Pfaden - völlig normal, hab ich auch gemacht s. Eierwärmer. Aber meiner Meinung nach sollte man, wenn sich eine gewisse Routine und Sicherheit einstellt und man seine Produkte gewerblich nutzen will, den Weg des 1:1 Nacharbeitens von Produkten und Stil anderer verlassen, um eigene Kreationen zu schaffen. Bei denen man mit Fug und Recht behaupten kann DAS IST VON MIR! Laßt Euch nicht entmutigen Euren eigenen Stil zu finden ... Übung macht den Meister! ;)