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Doris Niestroj | Filz & Form.



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Doris Niestroj

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Die 2. Chance

11. März 2012

... manchmal bekommt man Anfragen von Kunden, da fragt man sich:"Bekomme ich das überhaupt hin?" Das habe ich mich gefragt, als eine Kundin den Wunsch äusserte, dass sie gerne einen Hasen hätte so wie der, den Sie in meinem Album gesehen hatte, aber bitte so groß, dass er auf ein Straußenei paßt. "Huch," war mein erster Gedanke und "Huch," mein zweiter. Nun wollte sie den Hasen mit genau dieser Wolle. KARAKUL! Ich hatte 2004 das erste und das letzte Mal mit Karakulwolle gefilzt. Zahllose Flüchen liefen mir damals, während der Herstellung des kleinen Hasens, über die Lippen. Kurz, ich fand Karakul scheisse, aber sowas von megascheisse und wollte nie wieder damit filzen. Das war vor fast genau 8 Jahren.




Was ein zähes Zeugs diese Karakul. Überall an den Händen und Armen  klebten die Grannen ( das grobe Haar aus dem Oberfell der Schafe), als würde ich zum Werwolf mutieren. Sie ließ sich lange bitten, bevor sie in irgendeiner Weise zu filzen begann und diese Wolle damals, stank. Nicht nach Schaf, gegen den Geruch habe ich nichts, nein, als hätte jemand  Zigarettenqualm reingeblasen. Ich war damals selber noch Raucherin (Übrigens bin ich jetzt 6 Jahre rauchfrei!!! Mal so am Rande bemerkt), aber DAS hat mich richtig gestört - ekelig! Nun gut, ich habe die Karakul damals zu zehn Hasen verarbeitet und nie wieder angeschaut.

Und nun das. Ich versuchte die Kundin umzustimmen. Nein, sie wolle keine Merino, sondern Karakul. "Ok," dachte ich bei mir,"gib der Karakul noch eine Chance. Seit 2004 sind 8 Jahre vergangen, seitdem hast Du Dich auch weiterentwickelt." Ich bestellte  also die Wolle und schnüffelte sofort mißtrauisch in die Tüte als sie ankam. Kein Nikotingeruch - ich hätte sie sonst zurückgeschickt. Na, das hätten wir dann schon mal geklärt. Als nächstes filzte ich eine Probe, um zu schauen wie sich die Wolle verhält und ob ich damit klar komme.




Wißt Ihr, man sollte nie NIE sagen und vielen Dingen auch eine zweite Chance geben. Wenn man mit etwas nicht klar kommt, dann muß es nicht gleich scheisse sein. Manchmal liegt es auch daran, dass man es nicht kann, beherrscht oder noch nicht soweit ist. *räusper* Karakul ist eine geniale Wolle!!!! Sie ist völlig anders als die zahme Mertinowolle, aber sie wird sehr schnell stabil, obwohl sie noch nicht verfilzt ist und die Oberfläche ist ein Traum. Nein, sie riecht auch nicht ;). Diese schnelle Stabilität kam mir bei dem Hasen, der mal eben 56 cm groß geworden ist, ziemlich lange Ohren hat und ein Hohlkörper sein mußte, sehr zugute. Ausserdem sieht die Oberfläche des Hasens auch sehr hasig aus.

Und so ist der Hase aus der vermeintlichen scheiss Wolle entstanden:


Wie gross muß der Hase sein, damit er auf ein Straussenei paßt?

Wo ist denn jetzt schon wieder die Schere ? Ich muß unbedingt mal aufräumen!

Ich werde ein Hase, oder so.

Die Ohren sind dran ... 

.... und sie bleiben sogar stehen.

Fazit, ich werde mehr mit der Karakulwolle machen. Ich habe da schon so ein paar Ideen und, Proportionen die für einen Hasen passen, der 20 cm gross ist, passen nicht für einen Hasen der 55 cm groß ist.


Detail Schleife.