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Fortsetzung 3 "Hau tu mäig ä täsch" | Heute werde ich meine Taschenmachserie ( Teil 1 hier und Teil 2 hier) weiterführen. Wobei heute mehr Bilder zu sehen sind und ich mich mit meinem Geschreibsel etwas zurückhalte möchte.
Nur kurz (oh Gott, das wird sowieso nix mit nur kurz, ich kenn mich doch) Nachdem ich mich dann endlich entschieden habe, fertige ich eine Noppenfolienschablone für die Tasche und lege das Kardenband (nicht wirklich meine Welt) aus. Schön schindelartig übereinander und nicht die Enden verbiegen. Siehe 2. Bild, da ist so ein Bogen in der Wolle zu sehen. Klar, hab ich noch rausgezupft. ;)
Das wird über mehrere Schichten kreuzweise gemacht, nicht zupfen, auslegen natürlich. Wieviele Schichten hängt davon ab, für welchen Einsatzzweck das Produkt gedacht ist und wie dick man die einzelnen Schichten auslegt.
Ich lege sehr dünn aus. Dennoch passiert es mir immer wieder, dass ich mich von der Fluffigkeit der ausgelegten Wolle täuschen lasse und noch eine Schicht drauf machen und noch eine und weil es so schön ist noch eine...vielleicht noch eine? Komm, auf vier Beinen kann man nicht stehen, noch eine. Das sah dann ein wenig aus wie die Toilettendeckelwarmhalter in rosa Polyesterplüsch.
Hab ich eigentlich schon mal gesagt, dass ich langhaariges Polyesterplüsch ganz schrecklich unnatürlich finde und nicht gerne anfasse (ne, ich bin bestimmt keine 'Ökotante')? Huuaaaahhhhhhhhh.... habt Ihr auch solche Aversionen? Ich hab Menschen kennengelernt, die mögen keinen Filz anfassen.
Wenn die Wolle nass gemacht wird (Seifenlauge gaaaaannnz heiiisssssss), sackt alles zusammen und sieht noch dünner aus...- vielleicht doch noch das ein oder andere Schichtchen? Kann man ja sonst die Nationalhymne durchblasen. So jedenfalls geschehen bei der Tasche. Ich habe insgesamt FÜNF kreuzweise verlegte Schichten gestapelt. Die Tasche muß ja was aushalten, dachte ich. Allerdings ist dieses Kardenband nicht die super-, super-, superfeine 18 mic Merinowolle. Ne, die Wolle ist etwas 'stabiler'. Dumm gelaufen, aber dazu im nächsten Post mehr.
Ich lege beide Seiten nacheinander aus und lege eine der beiden Seite anschließend zur Seite, während ich die erste Seite bearbeite. Also, nass machen und gaaaannnnz vorsichtig reiben, zittern, vibrieren,. Ich weiß nicht, wie ich den ersten Anfilzvorgang von der Bewegung her beschreiben soll. Ich denke das macht jeder anders. Ich reibe am Anfang nicht, sondern drücke die Wolle erst sanft runter und fange dann ganz vorsichtig an aus den Handgelenken kleine kreisförmige Bewegungen zu machen, so das so etwas ähnliches wie ein Vibrieren in den Händen entsteht. Zu starkes Erstanfilzen führt zu Löchern, die Fasern verbinden sich nicht so gut und es gibt Pilling. Also am Anfang bitte mit viel Gefühl und Geduld. Kraft kommt erst später.
Wenn die erste Seite fertig angefilzt ist (Achtung nicht filzen bis zum Erbrechen, sondern nur anfilzen) lege ich die Schablone auf und lege die überstehenden Fasern um. Jetzt kommt die zweite Seite dazu und der Vorgang wiederholt sich. Erst vorsichtig und dann immer kräftiger. Gut gefilzt ist, wenn zwischen Daumen und Zeigefinger keine Fasern mehr herausgezupft werden können. Steht zwar so in vielen Büchern und so hab ich es auch gelernt, aber grau ist alle Theorie.
Grad dieses Kardenband legt ein recht nettes Eigenleben an den Tag und will anders behandelt werden. Da ich damit aber noch nie wirklich gearbeitet habe, weil Kardenband in Kombination mit Rosa nicht so mein Ding ist (Fehlkauf und das 'klassische Willhabengiersyndrom' kurz KWHGS), hab auch ich mal wieder was fürs Leben gelernt. Nämlich, mach immer ein Probestück von der Wolle, mit der Du noch nie gearbeitet hast!
Na toll, wußte ich es doch, hab schon wieder soviel geschwafelt. Fortsetzung folgt.
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P.S. Irgendwo waren doch noch ein paar Rechtschreibfehler. Ach wißt Ihr was, wer sie findet, darf sie behalten. ;)
Ja, ob Ihr es glaubt oder nicht, wenn ich filze sieht mein Arbeitsplatz tatsächlich so ordentlich aus. Die Bilder sind NICHT gestellt! Es besteht also auch noch bei mir Hoffnung.
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