Ich werde ab und an mal gefragt woher ich eigentlich meine Idee beziehe. Wovon ich mich inspirieren lasse von Mode, Lifestyle oder auch Kunst? Hm, sagen wir mal so, ich werde natürlich vom Mainstream beeinflußt. Dem kann man sich nicht entziehen, dass ist gar nicht möglich, dazu ist unsere mediale Welt zu omnipräsent und lebensbeinflussend bzw. -bestimmend.
Manche dieser Strömungen nehme ich bewußt auf, weil sie mir persönlich gefallen, manche nehme ich bewußt auf obwohl sie mir nicht gefallen, verarbeite sie dennoch in meinen Entwürfen weiter, weil ich weiß, dass sie angesagt sind und sich vermutlich deswegen gut verkaufen lassen. Ja, ich geb zu, ich liebe den schnöden Mammon und in Schönheit sterben überlasse ich gerne anderen. ;) Manche lasse ich auch links liegen, weil sie irgendwie fast jeder am Wickel hat, obwohl ich sie persönlich gut finde. Das ist von Fall zu Fall verschieden und wird von ganzen vielen Faktoren beeinflußt.
Manchmal ist es einfach besser, um sein Alleinstellungsmerkmal zu halten ( hier findet ihr eine sehr schöne Erklärung zum sogenannten Alleinstellungsmerkmal, in der Fachsprache auch USP genannt), die Nutzung gut laufender Strömungen oder modischer Erscheinungen anderen zu überlassen. Manchmal mache ich auch bewußt genau das Gegenteil. Wenn ich ein Produkt für mich gebrieft habe, recherchiere ich im Markt was es schon gibt, wie es gelöst ist, verarbeitet, gestaltet und wie positioniert, zu welchem Preis. Ich nutze diese sogenannte "Marktforschung" nicht um auf einen rollenden Karren zu springen und zu kupfern, sondern um Informationen zu bekommen, wie ich es nicht machen werde, weil es andere bereits gemacht haben.
Marktforschung ist in der Industrie im übrigen gängige Praxis und einer der ersten Schritte zu einem neuen Produkt oder auch nicht. Das hat also erst mal nichts mit kopieren, kupfern oder sonst was zu tun. Wie jeder dann damit umgeht und die gewonnenen Informationen verarbeitet ... tja da gibt es, wie überall, viel Licht und viel Schatten.
Es kommt vor, dass ich abschließend davon absehe ein bereits entworfenes Produkt zu fertigen, weil die gestalterische Vergleichbarkeit, bedingt durch modische, extrem angesagte Attribute zu anderen, ähnlichen Produkten und Herstellern zu groß ist.
Gut, ich schweife ab. Ich hab die Frage noch nicht beantwortet, wo ich meine Ideen herbekomme. Klar, ich werde beeinflußt, zwangsläufig. Aber ich versuche diese Beeinflussung so gering wie möglich zu halten, indem ich weder Wohn-, Lifestyle- oder Modezeitschriften kaufe, und auf gar keinen Fall Bastelhefte. Bastelhefte sind für mich ein absolutes NO GO um Ideen zu bekommen. Sie dienen ja auch eigentlich einem anderen Zweck und Zielgruppe, davon ab. Auch habe ich festgestellt, dass Kreativblogs-Surfen nicht gut ist, um gestalterisch neue Ideen zu entwickeln - auf mich hat es eher einen kontraproduktiven Einfluss und lähmt mich fast. "Äh", werdet Ihr euch fragen, "aber sie macht doch Marktbegehung?" Ja, aber erst dann, wenn das Produkt gedanklich schon "steht".
Jetzt zur Ideenfindung - die Ideen bekomme ich oftmals in den seltsamsten Situationen. Diese beiden Fotos entstanden bei der Herstellung meiner LOVEHEARTS (ich sortiere sie grad virtuell in die Shopregale u.a. hier). Ich saß da, schaute auf die farbigen Schnipsel und es blitzte durch den Kopf. Als Gedankenstütze habe ich die Reste fotografiert. Auch Filzabfall kann zu neuen Ideen führen. Das Produkt steht bereits im Kopf, die Farben sind festgelegt, die Dessins sind im Grundansatz vorhanden, variieren noch ein wenig und erst jetzt schaue ich, wie haben es andere gelöst? Grenzt sich mein Produkt (das es vom Formprinzip her schon seit Ewigkeiten auf dem Markt gibt, ich erfinde da nicht das Rad neu) aufgrund meiner persönlichen Gestaltungshandschrift und handwerklichen Eigenarten vom Wettbewerb ab? Die Antwort ist eindeutig JA, also mache ich es.
Ich weiß jetzt gar nicht, warum ich das alles geschrieben habe? Eigentlich wollte ich nur die beiden Fotos einstellen und daraufhinweisen, dass daraus Neues entsteht in der nächsten Zeit, hier in der waschkueche. Hm, naja, jetzt lösche ich es aber nicht, das Geschriebene. Vielleicht ist ja für den ein oder anderen dieser Einblick in meine Arbeitsweise interessant.
Habt ein schönes Wochenende!