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Pferdeschultüte Teil 2 - Versuch macht kluch

14. Februar 2014

Ich muß mich erst einmal entschuldigen weil ich etwas länger gebraucht habe um die Aktion "Pferdeschultüte" für eine kleine Pferdenärrin aus der waschkueche an den Start zu bekommen. Manchmal kommt es eben anders als man denkt, z.B. Zahnschmerzen, gepaart mit einer Nasennebenhöhlenentzündung, einem kranken Pferd und Menschen, die mit fortschreitendem Alter ihre ganz eigenen Ansichten haben .... - alles Dinge die der Mensch nicht zwingend braucht, sie trotzdem bekommt und irgendwie bewältigen muß. Dann ist abends, wenn man sich seiner Lieblingsbeschäftigung widmen möchte, oftmals irgendwie die Luft raus, so dass man nur in kleinen Schritten vorwärts kommt. Besonders dann, wenns da auch nicht klappt wie geplant . Dafür habe ich dann gestern abend, nach zähem, einwöchigen Ringen, den Durchbruch gehabt und unsere Pferde haben mir zu dem Ergebnis das allerbeste Kompliment gemacht. Dazu aber später mehr.




Also, ich hatte ja versprochen, mal den Weg zu dokumentieren wie eine Schultüte, in diesem Fall eine mit einem Pferdekopfaufsatz, in der waschkueche entsteht. Ich könnnte jetzt Romane quatschen, aber manche Gedankengänge sind einfach zu kompliziert und zu verschwurbelt, um sie hier in einem anständigen kurzen und verständlichen Rahmen unterzubringen. Ich versuche mich daher verständlich kurz zu fassen und gehe nicht explizit auf alles ein. DAS ist mal eine Herausforderung für mich ;).

1. Als erstes müssen die Proportionen des Pferdekopfes mit der Schultüte abgestimmt werden. Erschwerend kommt noch ninzu, dass der Kopf über die Tüte gestülpt wird, nicht zusammensacken , nicht kopflastig werden darf, sondern er muß sich selber ohne Probleme frei tragen können ... daher baute ich ein Papiermodell um die Maße und Proportionen herauszubekommen. 






2. Anhand dessen habe ich die Originalmaße genommen und umgerechnet, denn Wolle schrumpft beim Filzen. Je nach Wolltyp zwischen, was weiß ich und was weiß ich. Um den Schrumpffaktor herauszubekommen, muß man vorher mit der geplanten Wollsorte, sofern man das nicht schon vorher mal gemacht hat, ein Probestück filzen. Hatte ich aber schon und wußte, dass meine Wolle um 30% schrumpfen wird. Der errechnete Faktor ist 1.6 . Ich habe ihn aber nochmal vergrößert, so dass ich noch mehr walken muß um auf die gewünschte Endgrösse zu kommen, dafür erhalte ich aber auch einen sehr stabilen und tragfähigen Filz.  Bahnhof? Macht nichts, hauptsache ich weiß, was ich da mache :D.





3. Dann habe ich wohlgemut mit Probewolle gefilzt, da der Pferdekopf von der Modellierung sehr komplex ist und ich davon ausging, dass es nicht auf Anhieb ein verkaufsfähiges Modell wird, aber zumindest so, dass ich darauf aufbauen kann Ich hatte mir eine wirklich sehr tolle Schablone mit Zwischenschablonen ausgedacht. Also, ich war davon überzeugt, dass es vom Grundprinzip klappen müßte. Da steckte soviel Gehirnschmalz von mir drin - hätte ich mir schenken können. Tats aber nicht, dass klappen! Aber sowas von nicht. Es wurde ein roter Lappen, der irgendwie aussah wie ein roter Lappen. Ich habe den roten Pferdekopflappen auseinandergeschnitten, um zu schauen wie die Schablone aussieht und zu analysieren was falsch gelaufen ist. Das Ergebnis: Ich hab zuviel gedacht und mir und meinem filzerischen Können nicht genug vertraut. Bums, gings in die Hose bzw. in den roten Lappen.


4. Aufgrund dieser tiefen Erkenntnis, habe ich mich nochmal einer neuen Schablone gewidmet, neu gezeichnet und wieder gedacht. Gedacht dahin, dass der Aufsatz ja über eine konische Form gestülpt werden muß ...  also, das mit dem denken und so ... von wegen Pferden überlassen, grössere Köppe, Ihr wißt was ich meine?




5. Mir stülpte sich dann auch was über, latenter Ärger, dass ich mir nicht einfach mal das Bild eines normal bemuskelten Hengstes angetan habe. Dann wäre nicht das passiert, was passierte. Der Hals wurde zu dünn, der Versatz, der über die Tüte gestülpt wird, stülpte sich und der Kopf mit dem zu schmalen Hals stülpte sich ebenfalls - nach innen in die Tüte. Der Kopf sank langsam im Zeitlupentempo in die Tüte und hing dann mit der Unterlippe an der Oberkante der Tüte fest. Er war also nicht ganz innen verschwunden, na das läßt hoffen. Auf dem oberen Bild sieht man die Stülpung. Und auf dem unteren den zu dünnen Kopf und Hals. 




6. Das wiederum hatte zur Folge, dass ich heute nacht bis 2 Uhr im Internet auf der Suche nach Hengstbildern war, denn die haben einen ganz bestimmten Halsansatz und siehe da, heute morgen im Landwirtschaftlichen Wochenblatt, meine tägliche Frühstückslektüre, da fand ich dann in einem Artikel über Hengstauktionen ein Foto mit dem Hals, den ich suchte.  Genauso werde ich es machen, beim nächsten Pferdekopf, heute abend. Denn, dieser Kopf so gut er auch aussehen mag, er ist nur ein Probekopf und dient zur Optimierung, schließlich möchte ich die Pferdeschultüte in meine Standardprogramm aufnehmen. 




7. Aber, es ist natürlich nichts verloren und wer jetzt sagt:" Was will die, der Kopf ist doch gut?!" Fast, er ist zu schmal, der Hals zu dünn - es geht besser.  An diesem Kopf werde ich aber u.a. ausprobieren wie ich die Mähne anmontiere und wie die Augen aussehen sollen. Augen wie Pferde sie haben oder Fantasie-Augen.  Ursprünglich wollte ich die Mähne mit einfilzen, aber Proben haben mir gezeigt, dass die Wolle, die ich für den Mähne verwenden will das Spiel so nicht mitmacht und einfach ihre fantastische Fluffigkeit verliert, egal ob ich sie einpacke oder nicht. Aber, genau diese Wolle will ich für die Mähne haben, sie ist fantastisch dafür. Die bekomm ich auch noch passend.

8. Nun aber zu dem Pferdekompliment. Ich habe vorhin im Garten  meine kleine Pferdekopfversuchsanordung fürs Foto aufgebaut. Im Winter stehen unsere Pferde in einem recht grossen Areal im Anschluß des Gartens  im Winterstall, so auch dieses Jahr. Als ich den weißen Kopf auf den Ständer stellte, ging beim Herdenchef der Kopf blitzartig hoch und er kröpfte sich mit seinen 20 Jahren nochmal ordentlich auf. Pferdeleute kennen das wenn Artgenossen an der Wiese vorbei kommen, dann wird mächtig angegeben, so auch unser Seniorchef. Wobei er nicht der einzige Senior ist, wir sind ja mittlerweile die Pferdeseniorenresidenz  " Lahmer Zossen".  Die Jüngste ist 15.

Genau das machten unsere vier, sich wichtig tun und aufkröpfen mein ich - ACHTUNG ARTGENOSSE, WAS WILL DER? So standen sie da und hatten die Köppe oben. Na, dann kann ichs ja nicht so falsch gemacht haben, wenn echte Pferde erst einmal drauf reinfallen :D. Ich habe schallend gelacht. Das Foto zeigt sie allerdings,  als sie sich bereits wieder etwas abgeregt hatten und wohl merkten, dass da was nicht stimmt. So schnell hatte ich den Fotoapparat leider nicht in der Hand um das Schauspiel festzuhalte, schade. 




9. Abschließen sei gesagt, heute abend werde ich erneut einen Kopf machen und noch einige Veränderungen einfliessen lassen. Ein wenig widerstrebt es mir jedesmal den Tieren, insbesondere Pferden, ein Gesicht zu geben, weil es meistens komisch aussieht - nicht richtig für mich. Das Gesicht bekommt dann einen Ausdruck, der nicht immer stimmig ist. Daher mag ich es am liebsten,  wenn es eine Rohfassung bleibt, so das jeder seine eigene visuelle Projektionsfläche hat, dass Gehirn macht das schon. Aber, ich weiß auch, dass die wenigsten wirklich etwas damit anfangen können, wenn so ein angeblich "halbfertiger" Pferdekopf um die Ecke kommt.

Die Tage mehr aus der Pferdezuchtanstalt, wenn es heißt: Ein gutes Pferd hat keine Farbe, aber wenigstens ein Gesicht. Bleiben Sie neugierig, ich bins auch.